Jede Rede also besteht aus Worten, die wir zuerst einzeln für sich, dann in ihrer Verbindung betrachten müssen. Am meisten aber billigt derselbe Aristoteles den Päon, der doppelt ist; denn entweder hebt er mit einer langen Silbe an, auf die drei kurze folgen, wie: herrlichere, artigere, stärkendere, oder mit drei kurzen, auf die eine gedehnte oder lange folgt, wie: Geometrie, Philosophie. Was soll ich von Prodikos aus Keos sagen? Dies entging dem weisen Könige Philipp nicht, der ihn zum Lehrer für seinen Sohn Alexander berief, damit dieser von ihm die Regeln sowohl für das Leben als auch für die Rede lernen möchte. Pis. stattdessen Cicero als den Retter und Bewahrer des Staates heute wie damals anzuerkennen und ihm zu folgen. Wird ein solches Wort an der fremden Stelle wie an seiner eigenen stehend anerkannt, so gefällt es; hat es aber keine Ähnlichkeit, so erweckt es Missfallen. O wie trügerisch ist der Menschen Hoffnung, wie hinfällig ihr Glück, wie eitel unsere Bestrebungen, die oft mitten auf der Bahn zerschellen und zusammenstürzen oder während des Laufes selbst von den Fluten verschlungen werden, ehe sie den Hafen erblicken können. Diese Figuren haben ein sehr großes Gewicht teils in der Entwicklung einer Sache, teils um das, was auseinandergesetzt wird, zu beleuchten und zu erhöhen, so dass den Zuhörern das, was wir hervorheben wollen, so groß erscheint, wie es die Rede darzustellen vermag. Ist dies nun auch so, so bin ich doch gewiss nicht der vollkommenste; denn es gibt auf der Welt keine Sache von größerer Schwierigkeit und Wichtigkeit, keine, die mehr Hilfsmittel der Gelehrsamkeit erforderte. Eine bäurische und grobe Aussprache gefällt einigen, damit ihre Sprache, wenn sie so klingt, um so mehr das Altertümliche festzuhalten scheine. Es ist aber dieser letztere Päon zwar nicht an Zahl der Silben, aber nach dem Maß des Gehörs, dessen Urteil schärfer und sicherer ist, dem Creticus fast gleich, der aus einer langen, kurzen und langen Silbe besteht, wie: Welchen Schutz such' ich jetzt? So will ich nicht, dass man sage, der Staat sei durch des Africanus Tod ‘entmannt' worden nicht, dass Glaucia der ‘Auswurf' der Curie genannt werde; groß auch die Ähnlichkeit sein mag, so erregt sie doch in beiden Fällen eine widrige Vorstellung. Um wie viel weicher und zarter sind im Gesang die gefühlvollen Läufe und falschen Stimmen als die bestimmten und ernsten Töne? Was nun die Versfüße in der Rede betrifft, deren es mehrere gibt, so verbietet euer Aristoteles, mein. Wer kann sehr lange süße Getränke oder Speisen genießen? [VI] Doch sollte diese Ansicht zu erhaben erscheinen, als dass sie der gewöhnliche Mensch mit seinen Sinnen und Gedanken erfassen könnte, so ist doch auch jener Ausspruch Platons wahr und dir, Doch erscheint auch dieses noch zu hoch, als dass wir niedrigen Erdenkinder unseren Blick dazu emporheben können, so müssen wir doch wenigstens den Beruf, den wir gewählt haben, und die Kunst, zu der wir uns bekennen und die wir üben, kennen und verstehen. Unser Caesar, hat er nicht eine neue Behandlung der Rede angewandt und eine, ich möchte sagen, ganz absonderliche Art der Beredsamkeit eingeführt? Das höchste Lob der Beredsamkeit besteht aber darin, dass man einen Gegenstand durch die Ausschmückung vergrößert, was nicht bloß stattfindet, wenn man etwas verschönert und erhöht, sondern auch, wenn man etwas schmälert und herabdrückt. Aber in dem zuletzt erwähnten Fall hat die Vergrößerung die höchste Bedeutung und ist der höchste Ruhm des Redners und der ihm ganz besonders eigentümliche Vorzug. ', oder wenn man das Gepräge einer Sache und gleichsam ihre natürlichen Merkmale beschreibt, wie zum Beispiel wenn nach dem Charakter eines Habsüchtigen, eines Aufrührers, eines Prahlers gefragt würde. [LIII] So zum Beispiel sind folgende Figuren von sehr großer Wirkung: das Verweilen bei einem Gegenstand, die lichtvolle Erläuterung und Veranschaulichung, durch die die Dinge gleichsam vor das Auge gestellt werden, als ob sie vor uns geschähen. Das Buch interessiert sie als Philologin, weil darin die aussterbende Redekunst analysiert und für die jeweilige Gegenwart aktualisiert wird, und als politische Schriftstellerin, die um die Verknüpfung von Wort und Tat weiß. Auch gehören hierher die Steigerung, die Umkehrung der Worte, die geschickte Versetzung der Worte, die Entgegenstellung, die Weglassung der Bindewörter, die Beugung, der Tadel des gebrauchten Ausdruckes, der Ausruf, die Verkleinerung, der Wechsel der Kasus, die wechselseitige Beziehung einzelner Worte aufeinander, die Hinzufügung des Grundes zu einer aufgestellten Behauptung und ebenso die Hinzufügung des Grundes zu den geteilten Gliedern, die Überlassung der Sache, eine andere Art des Zweifels; ferner das Unerwartete, die Aufzählung, eine andere Art der Verbesserung, die Verteilung, die ununterbrochene Folge, das Unterbrochene, das Bild, die Selbstbeantwortung einer Frage, die Vertauschung der Worte, die Absonderung, die Ordnung, die Wiederholung, die Abschweifung, die Begriffsbestimmung. bis August 57 v. Chr. Doch soll dieser Philosophie durchaus keine Kränkung von uns zugefügt werden; sie soll ja nicht von dem Ort verdrängt werden, den sie zu betreten wünscht; nein, sie mag in ihren Lustgärten ruhen, wo sie will, wo sie auch, weich und üppig gelagert, uns von der Rednerbühne, von den Gerichten, von der Curie zu sich einlädt, vielleicht aus weisen Gründen, zumal bei der gegenwärtigen Lage des Staates. Einige von ihnen wandten sich ganz der Dichtkunst zu, andere der Geometrie, andere der Musik, andere schufen sich auch, wie die Dialektiker, eine neue Beschäftigung und Unterhaltung, und so brachten sie ihre ganze Lebenszeit in den Künsten zu, die zu dem Zweck erfunden sind, den Geist der Jugend zu der höheren Menschenbildung und zu einem tugendhaften Leben anzuleiten. Cicero: „Reden“ - Biographischer und historischer Hintergrund des Autors - Übersetzung ausgewählter Reden - Rhetorische Stilmittel - Aktueller Bezug Plinius: „Briefe“ - Biographischer und historischer Hintergrund des Autors - Übersetzung ausgewählter Briefe - Stilistische Mittel, der Brief als … Richtet jetzt eure Gedanken auf die Gestalt und Bildung der Menschen oder auch der übrigen Geschöpfe, und ihr werdet finden, dass kein Teil des Körpers ihnen ohne Not gegeben und dass die ganze Gestalt auf künstliche Weise und nicht durch Zufall vollendet ist. 101. Dieser erwiderte nichts mehr – wahrscheinlich um das Interesse der Öffentlichkeit nicht auf Pisos Invektive zu lenken. Gleichwohl ergötzen uns jene, wenn sie uns auch beim ersten Anblick einnehmen, nicht auf die Länge, während wir uns bei den alten Gemälden selbst durch ihren rauhen und unserem Geschmack fremd gewordenen Charakter angezogen fühlen. Von diesen steht den Dichtern ein freierer Gebrauch zu als uns; aber zuweilen jedoch verleiht auch der Rede ein von einem alten Dichter entlehntes Wort ein würdevolles Ansehen. desgleichen, wenn man die Tugenden und Laster für die, die sie haben, nennt, wie: ‘In welches Haus die »Schwelgerei« einbrach' und: ‘Wohin die »Habsucht« drang', oder: ‘Die »Treue« siegte ob, die »Gerechtigkeit« vollendete es.' Als nun die hervorragendsten Köpfe sich dieser Neigung hingaben und über ihre Zeit frei und unbehindert verfügen konnten, veranlasste der Überfluss an Muße die Fruchtbarkeit ihres Geistes diese gelehrten Männer, weit mehr als nötig war zu betreiben, zu untersuchen und zu erforschen. Ich habe sie in allen verschiedenen Lagen meines Lebens zu erfüllen gesucht. Doch da dies nicht mehr in meiner Gewalt steht und meine sehr großen Mühen durch den großen Ruhm, mit dem sie vergolten sind, gemildert werden, so will ich mich den Trostmitteln, die nicht nur nach Stillung der Widerwärtigkeiten angenehm, sondern auch während ihrer Dauer heilsam für uns sein können, zuwenden und die noch rückständige und beinahe letzte Rede des, Ein jeder von uns macht sich ja, wenn er die wunderbar schönen Schriften Platons liest, die fast alle den. Ermordung Caesars. Das war der Schwanengesang des unvergleichlichen Mannes, und gleichsam hoffend, ihn noch zu vernehmen, gingen wir nach seinem Tod in die Curie, um die Stätte selbst zu betrachten, wo er zuletzt gestanden hatte. Denn wie unähnlich sind einander Ennius, Pacuvius und Accius und bei den Griechen Aischylos, Sophokles und Euripides, wiewohl allen ungeachtet der Verschiedenheit ihrer Schreibart beinahe ein gleiches Lob erteilt wird. Denn die Töne sind, wie die Saiten, gespannt, so dass sie jeder Berührung entsprechen: hohe und tiefe, schnelle und langsame, starke und schwache; zwischen allen diesen liegt in jeder Art noch ein Mittelton. Doch dies verhält sich nicht so; nur müssen diejenigen, welche andere bilden und unterrichten, auf das sorgfältigste beachten, wohin einen jeden seine natürliche Anlage vorzugsweise zu führen scheint. Jetzt will ich zu dem übrigen fortgehen und mich auf die mir zugeteilte Aufgabe beschränken. Und um so schneller nimmt man an den Schnörkeleien und der Schminke eines Redners oder Dichters Anstoß, weil, während die Sinne bei einem Übermaß der Lust von Natur und nicht nach dem Urteil des Verstandes übersättigt werden, in Schriften und Reden, nicht bloß nach dem Urteil der Ohren, sondern nach dem des Verstandes die aufgetragene Schminke um so leichter erkannt wird. Many letters were evidently suppressed for political reasons after Cicero’s death. So gebrauchen sogar die Landleute Ausdrücke wie: ‘Die Weinstöcke treiben Augen', ‘Die Saat steht in Üppigkeit', ‘fröhliche Saatfelder'. ', oder auf Billigkeit oder Unbilligkeit, zum Beispiel: ‘Ist es billig, wegen Kränkungen selbst an Verwandten Rache zu nehmen? Die Verschönerungsmittel der Rede, deren man sich bei diesen drei Ausdrucksweisen bedienen kann, bleiben sich bei allen so ziemlich gleich, nur dass man sie bald stärker, bald schwächer anwendet. Überhaupt verdanken wir in jeder Sache die Fähigkeit, das Geziemende zu tun, der Kunst und Natur, die Einsicht aber davon, was und wann etwas sich gezieme, der Klugheit. Doch ich hoffe, dass euch Älteren wenigstens diese Dinge zur Genüge lästig und abgeschmackt erscheinen; ich will daher, wenn es euch beliebt, zu den übrigen Gegenständen fortgehen, die noch um ein Bedeutenderes widriger sind. Lässt man diesen nun zugleich Philosoph sein, so ist der Streit aufgehoben; trennt man sie aber voneinander, so werden die Philosophen nachstehen, weil der vollkommene Redner auch die ganze Wissenschaft dieser besitzt, in der Kenntnis der Philosophen hingegen nicht notwendig auch die Beredsamkeit mitbegriffen ist, und wie sehr auch diese von den Philosophen verachtet werden mag, so muss man doch notwendig einsehen, dass sie den Wissenschaften dieser gleichsam die Krone aufsetzt. Während wir derjenigen, welche nur in schwachem Grad den Sinn angenehm berühren, am wenigsten leicht überdrüssig werden. M. Tulli Ciceronis Orationes: Recognovit brevique adnotatione critica instruxit Albertus Curtis Clark. Doch bevor ich die Mittel zu berühren versuche, durch die nach meiner Meinung der Rede Schmuck und Glanz verliehen werden kann, will ich kurz meine Ansicht über die Beredsamkeit im allgemeinen darlegen. Anfang Dezember übergab eine Gesandtschaft der Allobroger, die die Verschwörer zum Aufstand gegen Rom aufwiegeln wollten, belastende Briefe der Verschwörer. Auf diese Weise also geht der ganze Vorzug und das ganze Lob der einzelnen Worte aus drei Dingen hervor, indem das Wort entweder ein altes ist, das jedoch der Sprachgebrauch noch dulden kann, oder ein gemachtes, teils neuzusammengesetztes, teils neugebildetes, wobei man gleichfalls Wohlklang und Sprachgebrauch berücksichtigen muss, oder ein übertragenes, wodurch die Rede am meisten gleichsam mit Sternen geschmückt und beleuchtet wird. Zeichnet sich aber einmal einer unter vielen aus, so brüstet er sich, wenn er einen einzigen Vorzug aufzuweisen hat, wie kriegerische Tapferkeit oder einige Kriegserfahrung, die freilich jetzt aus der Mode gekommen sind, oder Rechtswissenschaft, und diese nicht einmal in ihrem ganzen Umfang – denn das damit verbundene priesterliche Recht lernt niemand –, oder Beredsamkeit, die nach ihrer Ansicht in Geschrei und Wortgeläufigkeit besteht; die Gemeinschaft aber und die Verwandtschaft, in der alle edlen Wissenschaften, ja selbst die Tugenden untereinander stehen, ist ihnen unbekannt. Denn solange des, Jammervoll war dies für die Seinigen, herb für das Vaterland, schmerzlich für alle Gutgesinnten; aber gleichwohl sind nachher solche Missgeschicke über den Staat gekommen, dass ich glauben muss, die unsterblichen Götter haben dem, [III] Und da ich einmal in meiner Betrachtung die Gewalt und den Wechsel des Schicksals berührt habe, so soll mein Vortrag nicht zu weit abschweifen, sondern sich etwa gerade auf die Männer beschränken, die an der Unterredung, die ich mitzuteilen unternommen habe, teilgenommen haben. Wiewohl ich wünschte, jener Ausruf: Unvergleichlich! Doch will ich hiermit meine Ansicht nicht so entschieden aussprechen, als ob ich alle Hoffnung aufgäbe, dass die Gegenstände, von denen wir gesprochen haben, in der lateinischen Sprache auf eine geschmackvolle Weise gelehrt werden könnten; denn sowohl unsere Sprache als auch die Beschaffenheit der Sachen gestatten es, jene alte herrliche Weisheit der Griechen für uns zu benutzen und unserer Weise anzupassen; aber dazu bedarf es kenntnisreicher Männer, wie sie sich bis jetzt, wenigstens in diesem Fach, noch nicht unter den Unsrigen gefunden haben; sollten aber dereinst solche aufstehen, so werden sie sogar vor den Griechen den Vorzug verdienen. Darf man aber nur eines von beiden wählen, so möchte ich wenigstens die unberedte Klugheit der geschwätzigen Torheit vorziehen; fragen wir aber, was den Vorrang vor allem verdiene, so müssen wir dem kenntnisreichen Redner den Siegespreis reichen. Und hierin erscheint es mir sehr oft auffallend, dass alle an übertragenen und uneigentlichen Ausdrücken größeres Wohlgefallen finden als an den eigentlichen und natürlichen. Das etwa sind die Gedankenfiguren, die der Rede Lichtglanz verleihen. Ein gleiches Verhältnis findet bei den höheren Wissenschaften statt. Als für sich selbst lebender Epikureer mache er sich nichts aus der Ehre eines Triumphs, dies ganz im Kontrast zu seinem eigenen Schwiegersohn Cäsar, der im Sinne des politikbeflissenen, eher stoisch denkenden Cicero, militärische und politische Ehren verfolgt. Man muss daher seine Augen wohl zu leiten wissen. Es gibt nämlich, wie ich am gestrigen Tag bemerkte und. Es ist ja klug, sich in die Zeit zu schicken, wenn es beim besten Willen nicht möglich ist, mehr zu sagen." Und was fehlte dem Marcus Cato außer der über das Meer zu uns gelangten feingeglätteten Gelehrsamkeit? Was würde zum Beispiel einer in der Geometrie anfangen, der sie nicht erlernt hätte? Dieser Einteilung bedienen sich auch die Lehrer der Beredsamkeit bei ihrem Unterricht, doch so, dass sie nicht nach Recht oder gerichtlichem Urteil oder sogar mit Gewalt den verlorenen Besitz wieder zu gewinnen, sondern nach Vorschrift des bürgerlichen Rechtes durch einen abgebrochenen Zweig ihre Ansprüche darauf geltend zu machen scheinen. [XXXIV] Doch um meine Rede auf die Griechen zurückzuführen, deren Unterredungen dieser Art wir nicht entraten können – denn so wie wir die Beispiele der Tugend von den unsrigen, so müssen wir die der Gelehrsamkeit von jenen entlehnen –, so sollen zu ein und derselben Zeit sieben Männer gelebt haben, die für Weise gehalten und so genannt wurden. Hierzu bietet die Ausgabe eine Auswahl übersetzung cicero von Cicero verfassten Texten zur Rhetorik sowie einige zentrale Kapitel aus der Cicero lange zugeschriebenen Rhetorica ad Herennium. Cicero Übersetzungen. Zudem sind diese mehr mit sich selber beschäftigt als mit dem Kampf gegen die Flugzeuge der Deutschen. Die Unsrigen beschäftigen sich weniger mit den Wissenschaften als die Latiner, und doch findet sich unter unseren Stadtbürgern, welche – du kennst sie ja – nur eine sehr geringe wissenschaftliche Bildung besitzen, niemand, der es nicht dem gelehrtesten aller Togaten, dem Quintus Valerius Soranus, an Sanftheit der Stimme und an Abrundung und Wohllaut der Aussprache selbst leicht zuvortäte. Bei dieser Entwickelung der Gattungen und Arten sämtlicher Streitfragen ist es für die Sache nicht eben von Belang, wenn meine Einteilung von der des, Denn in beiden Auseinandersetzungen finden sich die nämlichen Glieder; nur habe ich sie etwas anders eingeteilt und angeordnet als er. Denn da ich der Unterredung selbst nicht beiwohnte und Gaius Cotta mir nur die Hauptsätze und Grundgedanken ihrer Vorträge mitteilte, so habe ich versucht, die Ausdrucksweise, wie ich sie bei beiden Rednern kennengelernt hatte, in ihren Gesprächen in den Hauptzügen nachzubilden. Es ist 1940 und die Luftschlacht um England ist in vollem Gange. [XX] Da sich die Sache so verhält, muss ich eine kleine Bitte für mich an euch richten und euch ersuchen, das, was ich sagen werde, nicht auf mich selbst zu beziehen, sondern auf den Redner. Denn bei den Griechen, wie sie auch beschaffen sein mochten, sah ich doch außer der Zungenfertigkeit einige Gelehrsamkeit und eine der Wissenschaft entsprechende feine Bildung; von diesen neuen Lehrmeistern hingegen überzeugte ich mich, dass sie nichts anderes lehren konnten als dreist sein, was selbst mit guten Kenntnissen verbunden an und für sich sorgfältig vermieden werden muss. Die andere Art aber nennen sie nur zu Anfang ihres Unterrichtes in der Redekunst und behaupten, sie sei ein Eigentum des Redners, aber sie geben weder ihre Bedeutung noch ihr Wesen noch ihre Arten und Gattungen an, so dass es besser wäre, sie übergingen dieselbe ganz, als dass sie sie nur eben berühren und dann gleich wieder aufgeben. Die Invektive In Pisonem reiht sich in Ciceros Reden gegen seine politischen Gegner nach seiner Rückkehr aus dem Exil ein. Welche Bedeutung eine Sache habe, entwickelt die Erklärung, wie zum Beispiel, wenn gefragt wird: ‘Was ist Weisheit?' [XLI] Zweitens muss man darauf sehen, dass die Ähnlichkeit nicht zu weit hergeholt sei. e Typographeo Clarendoniano. Aber ihre höchste Kraft zeigt sich noch wirksamer in der Dichtung und im Gesang; was, wie es mir scheint, dem hochgebildeten König Numa und unseren Altvordern nicht entging, wie das Saiten- und Flötenspiel bei den feierlichen Gastmählern und die Verse der Salier beweisen; am meisten aber wurde diese Kunst von dem alten Griechenland gepflegt. XXV. So geschah es, dass Aristoteles selbst, der in seinen Vorträgen die gerichtlichen und bürgerlichen Verhandlungen unberücksichtigt gelassen und nur die gehaltlose Zierlichkeit des Ausdrucks behandelt hatte, da er den Isokrates wegen seiner berühmten Schüler das höchste Ansehen genießen sah, plötzlich fast seine ganze Lehrweise änderte, indem er einen Vers des Philoktetes mit einer kleinen Veränderung anführte. Dies ist jedoch unmöglich, wenn nicht in den Tönen ein Rhythmus enthalten ist. Der erste Vorwurf besteht darin, dass eigentlich gar nicht Piso und Clodius an Ciceros Verbannung schuld waren, sondern Cäsar und Pompeius. Wie? Von solcher Art ist die Geschicklichkeit des Redners, welche im Besitz gründlicher Sachkenntnis die Gedanken und Ratschläge des Geistes so in Worten darzulegen weiß, dass sie die Zuschauer nach jeder Seite, wohin sie sich neigen mag, hintreiben kann. Einen andern die Furcht, einen schwachen, stotternden, gedrückten, wie in der Stelle: Vielfach Leid umfängt mich, Krankheit, Mangel und der Verbannung Los; Scheu wieder kommt Thyest, mir nachzustellen jetzt. Wenn ich meine Schwiegermutter Laelia höre – die Frauen bewahren ja die altertümliche Aussprache leichter in ihrer unverfälschten Reinheit, weil sie nicht viele sprechen hören und daher immer das festhalten, was sie zuerst gelernt haben –, wenn ich also die Laelia höre, so ist es mir nicht anders, als wenn ich den Plautus oder Naevius hörte. Sie bestehen teils in scharfen, mit Vergrößerung gemachten Anschuldigungen von Lastern und Vergehen oder in Beschwerden, gegen die man nichts zu sagen pflegt noch zu sagen vermag, wie über Unterschleif, Verrat, Mord; von diesen darf man jedoch nur Gebrauch machen, wenn die Verbrechen schon erwiesen sind, denn sonst sind sie nüchtern und kraftlos. Die Mittel anzugeben, wodurch man für die Bildung der Stimme sorgen könne, ist hier nicht der Ort, obwohl nach meiner Ansicht dies durchaus geschehen muss; aber die Bemerkung, die ich kurz zuvor äußerte, scheint mir der Bestimmung unseres Gespräches nicht zuwiderzulaufen, dass nämlich in den meisten Fällen das Nützlichste – ich kann nicht sagen, wie das zugeht – auch das Geziemendste ist. Aus ihr gingen Männer hervor, wie Lykurgos, Pittakos, Solon, und in ähnlicher Weise bei uns ein Coruncanius, ein Fabricius, ein Cato, ein Scipio, die vielleicht nicht so gelehrt waren, aber von gleichem Seelendrang und gleicher Gesinnung belebt. Da also der Redner in diesem so großen und unermesslichen Feld frei umherschweifen und, wohin er tritt, auf seinen Grund und Boden treten kann, so bietet sich ihm leicht der ganze Vorrat und Schmuck der Rede dar. Diejenigen Reden sind nun die schönsten, welche sich am weitesten ausbreiten und sich von der besonderen und einzelnen Streitfrage zu der Entwickelung des Wesens der ganzen Gattung wenden, damit die Zuhörer die Sache nach ihrer natürlichen Beschaffenheit, nach ihrer Gattung und ihrem ganzen Umfang erkennen und dadurch befähigt werden, über die einzelnen Beklagten, Verbrechen und Streitfragen zu entscheiden. Da sie nun dieses eine nur lehrten und ihre Schule eine Schule der Unverschämtheit war, so hielt ich es als Censor für meine Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass das Übel nicht weiter um sich griffe. Welchen Weg betret' ich jetzt? [XLVII] Der längste Redesatz ist nun der, der sich in einem Atemzug abrollen lässt; aber dies ist das Maß der Natur, ein anderes setzt die Kunst. Aber auf dem Gesicht beruht alles, und in dem Gesicht besitzen die ganze Herrschaft die Augen. [L] Auf den Schluss eines Gliedersatzes muss nach meinem Dafürhalten noch größere Sorgfalt verwendet werden als auf die vorhergehenden Teile, weil nach ihm vorzüglich die Vollkommenheit und Vollendung des Gliedersatzes beurteilt wird. Unter vielen Eigenschaften gibt es keine einzige, die den Redner mehr von dem unwissenden und unerfahrenen Schwätzer unterscheidet, als dass dieser roh und ungeregelt heraussprudelt, soviel er vermag, und das, was er sagt, nach der Ausdauer seines Atems und nicht nach den Regeln der Kunst bestimmt, der Redner hingegen den Gedanken so an die Worte bindet, dass er ihn in ein gewisses Zeitmaß einschließt, das zugleich gebunden und frei ist. Wer reden oder schreiben will, der habe nur in seiner Jugend eine edle Erziehung und Bildung genossen, besitze brennenden Eifer, werde von der Natur unterstützt, habe sich in den allgemeinen und unbestimmten Streitfragen wohl geübt und sich die geschmackvollsten Schriftsteller und Redner zum Lesen und Nachahmen gewählt; und wahrlich, er wird nicht eben nötig haben, von jenen Lehrmeistern zu erlernen, wie er seine Worte setzen und in das gehörige Licht setzen soll; so leicht wird er bei dem Reichtum an Sachen zu den Mitteln zur Ausschmückung der Rede ohne Führer durch die Natur selbst, wenn sie nur geweckt worden ist, gelangen.". Denn sollten sie uns und alle Gutgesinnten davon überzeugen, so dürften sie selbst nicht länger der Ruhe genießen – können, auf die ihr höchstes Verlangen gerichtet ist. Nein, sondern in beiden Fächern arbeitete er und zeichnete sich aus. [II] Es ist bekannt, dass er damals sehr vieles mit der äußersten Anstrengung seines Gemütes, seines Geistes und seiner Körperkräfte redete und in den schönsten und nachdrücklichsten Worten auf den Beschluss antrug, den auch der zahlreich versammelte Senat genehmigte, ‘um dem römischen Volk Genüge zu leisten, habe es der Senat dem Gemeinwesen weder an seinem Rat noch an redlichem Willen fehlen lassen', und dass er gleichfalls, wie aus den zur Beglaubigung vorgesetzten Namen zu ersehen ist, bei der Aufzeichnung des Beschlusses gegenwärtig war.